Es geht aufwärts mit den Höngger Orchideen

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Spitzorchis
Spitzorchis, © Benjamin Kämpfen

Vor sieben Jahren hat unser Verein auf den Wiesen am Ruggernweg und beim Kappenbühl ein Orchideenprojekt gestartet: Jetzt zeigt sich langsam der Erfolg.

Von 2015 bis 2021 hat die Botanikerin und Orchideenspezialistin Charlotte Salzmann im Auftrag des Natur- und Vogelschutz Verein Höngg verschiedene Orchideenarten aus lokalem Saatgut an den beiden Standorten eingesät. Nun sind die ersten blühenden Pflanzen gesichtet worden. So fanden wir im letzten Jahr an beiden Orten Spitzorchis (total 4) und am Ruggernweg zusätzlich auch eine Bienenragwurz). „Grossartig“, sagt die Botanikerin begeistert, „das zeigt, dass der Lebensraum zu den gewählten Arten passt.“ Um Orchideen wieder anzusiedeln braucht es Zeit und viel Geduld. „Fünf Jahre muss man rechnen, bis man erste Resultate sieht – manchmal dauert es auch länger.“ Denn Orchideen seien „Finöggeli“ und würden nicht jedes Jahr blühen, dies hänge von der Witterung ab. Bei schlechten Bedingungen würden die Blätter schon vor der Blüte einziehen und seien erst in der folgenden Vegetationsperiode wieder sichtbar. Die Orchideensamen stammen alle aus der Stadt Zürich oder Umgebung, z.B. der Zürcher Allmend. Das Sammeln ist aufwändig: zuerst musste Charlotte Salzmann die blühenden Pflanzen suchen und markieren. Ca. sechs Wochen später konnte sie die reifen Kapseln ernten, von der jede ca. 15’000 Samen enthält. Die staubfeinen Samen hat sie mit Sand vermischt und das Gemisch dann in den Wiesen auf dem Ruggernweg und beim Kappenbühl (unterhalb des Findlingsgarten) ausgesät.

Stefan Hohler (Text), Benjamin Kämpfen (Fotos)

Markierter Standort zum Saatgut sammeln

An diesem Erfolg will der NVV weiter anknüpfen und zusätzliche Orchideenarten, z.B. das Kleine Knabenkraut, einbringen. Auch seltene Nicht-Orchideen sollen Platz erhalten, so zum Beispiel das Kleine Mädesüss. Von dieser Pflanzenart sind im Kanton Zürich nur noch zwei ursprüngliche Populationen bekannt – beide befinden sich in der Stadt Zürich, und zwar am Fuss des Uetlibergs und in Wollishofen. Das Orchideenprojekt des NVV ist mit Grün Stadt Zürich abgesprochen und wird von der Stadt mit 3000 Franken finanziert. Denn Orchideen sind in der Stadt grösstenteils verschwunden oder es existieren nur noch in kleinen Restpopulationen. Neben den beiden Standorten in Höngg betreut Salzmann noch zwei weitere ähnliche Projekte in der Waid und auf der Allmend Brunau.

Orchideen wurden in Höngg vor sieben Jahren nicht nur gezielt eingesät, der NVV hatte damals auch Wiesenteile neu begrünt. Dies geschah in Form einer Direktbegrünung: Schnittgut einer artenreichen Wiese aus Oerlikon wurde direkt nach dem Schnitt auf der Fläche verteilt. Damit möglichst wenig Konkurrenz durch die vorherige Vegetation bestand, wurden die Flächen zuvor mit einem schwarzen Gewebe abgedeckt, so dass die Vegetation darunter abstarb.

Stefan Hohler

Bienenragwurz

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