Artenförderung Mehlschwalben
Start 2015
Grundlagen und Problemstellung
In der Schweiz, wie auch in den meisten europäischen Ländern, hat die Zahl der Mehlschwalben (Delichon urbicum) abgenommen. So ist sie heute auf der roten Liste der potentiell gefährdeten Arten und deshalb eine der Prioritätsarten im SVS Artenförderungsprogramm. Ein Hauptproblem ist das Fehlen von natürlichem Nistmaterial. Die Mehlschwalbe ist für den Nestbau auf lehmiges Material aus Pfützen und Tümpeln angewiesen, welches sie zu kleinen Kügelchen formt, um ihr viertelkugeliges Nest zu bauen. Im Siedlungsraum fehlt es jedoch zunehmend an unversiegelten, unasphaltierten Naturböden. Zum Glück nimmt die Mehlschwalbe auch Kunstnester als Ersatz an. Als Gebäudebrüter ist sie zudem auf die Toleranz der Hausbewohner angewiesen. Die Vögel leiden unter mutwilligem Zerstören ihrer Nester durch Leute, die sich am Kot stören. Mit einfachen Kotbrettern kann aber gut Abhilfe geschafft werden. Des Weiteren kann das Nahrungsangebot zu einem begrenzenden Faktor werden, da durch Verlust von Ruderalflächen und einheimischen Pflanzen auch das Insektenangebot zurückgegangen ist. Hilfreich ist hier die Revitalisierung von einst verbauten Bächen oder das Anlegen von kleinen Feucht-Biotopen oder naturnahen Gärten.
Bestand
In Höngg nistet nach Auskunft der Fachstelle Naturschutz der Stadt Zürich die grösste Mehlschwalbenpopulation in Zürich. Dies ist eine gute Voraussetzung um den Bestand zu fördern und zu erhalten.
Bei der Zählungen 2014 wurden in den vier Gebieten total 132 Nester gezählt, davon waren 83 mit Mehlschwalben besetzt.
Projektziele Übersicht
Höngg ist eines der mehlschwalbenreichsten Gebiete in Zürich. Seit Jahrzehnten brüten sie hier in zwei grösseren und einigen kleineren Kolonien. Da sie sehr standorttreu sind und viele Hönggerinnen und Höngger ihnen gegenüber positiv eingestellt sind, ist Höngg ein idealer Ort für ein Förderungsprogramm. Ziel dieses Projektes ist es, die vorhandenen Kolonien durch Schutz und Pflege des Brutplatzangebotes zu erhalten und durch zusätzliche Massnahmen zu erweitern. Dazu ist es wichtig, die Bevölkerung vermehrt über die Probleme und Bedürfnisse der Mehlschwalben zu informieren und Toleranz und Begeisterung für sie zu wecken. Die Voraussetzungen dafür sind gut, da die Schwalben bei den Menschen als Insektenvertilger und elegante Flieger bekannt und beliebt sind und oft als Glücksbringer angesehen werden.
Ziele und Massnahmen
Hauptziel dieses Projektes ist die Erhaltung der vorhandenen Mehlschwalbenpopulation in Höngg. Wie auch von BirdLife erwähnt ist „der Schutz bestehender Kolonien die wirksamste Massnahme für die Mehlschwalbe“. Durch das Aufhängen von Kunstnestern können neue Populationen begünstigt werden und, wo bereits Kolonien vorhanden sind, können diese unterstützt werden.
Ein weiteres, wichtiges Anliegen ist die Information und das Anwerben der Anwohner. An Standaktionen und beim direkten Gespräch mit den Bewohnern soll sensibilisiert und begeistert werden. Über das Projekt wurde bereits in der Quartierzeitung „Höngger“ sowie im Tagesanzeiger berichtet. Die Medienarbeit wird fortgesetzt.
Finanzierung und Verantwortung
Das Projekt wird hauptsächlich durch ehrenamtliche Arbeit von Vereinsmitgliedern und einem Beitrag aus der Vereinskasse alimentiert. BirdLife Zürich, Grün Stadt Zürich und viele Sponsoren leisteten Beiträge. Privatpersonen konnten an einem Stand eine Nisthilfe erwerben, welche dann im Projekt an geeigneter Stelle montiert werden konnte.
Projektleitung:
Verena Steinmann, NVV Höngg
Fachliche Beratung:
Lisa Sträuli, Fachbeauftragte für den Kanton Zürich/Bird Life Zürich
Max Ruckstuhl, Fachstelle Naturschutz der Stadt Zürich
Umsetzung
2015
"Naturspaziergang - Hochbetrieb bei den Mehlschwalben". Im Juni wurde die Bevölkerung eingeladen die Mehlschwalbenkolonie kennen zu lernen.
Standaktion am Wümmetfäscht in Höngg zur Sponsorensuche und Information der Bevölkerung im September. Zum Bericht im Mitteilungsblatt vom Oktober 2015
2016
Montage von 150 neuen Nisthilfen an verschiedenen Orten. Alte Nester wurden gereinigt oder falls nötig ersetzt. Für neue Standorte wurden Häuser in der Nähe von bereits genutzten Nestern gewählt. Schwalben lieben Nachbarn! Zum Bericht im Mitteilungsblatt vom Juni 2016
2017
"Naturspaziergang - Besuch bei den Seebacher-Schwalben". Im Quartier Seebach ist steht ein Schwalbenhaus auf dem Waidhof. Es wird rege genutzt und auch am Bauernhaus nisten Mehlschwalben. Im Stall können Rauchschwalben auf ihren Nestern beobachtet werden.
2018
Jedes Jahr werden die Nester der Mehlschwalben von Verena Steinmann mehrmals beobachtet und zur Erfolgskontrolle erfasst, welche belegt sind. Zum Bericht im Mitteilungsblatt vom Oktober 2018
2020
"Selber entdecken - Mehlschwalben". Im Corona-Jahr wurden Informationstafeln zu den Mehlschwalben und zum Projekt entlang eines Zaunes mitten zwischen den verschiedenen Standorten mit besetzten Nisthilfen aufgehängt. An Stelle einer Veranstaltung wurde die Bevölkerung dazu aufgerufen, einzeln die Ausstellung zum Projekt zu besuchen und den Mehlschwalben beim Füttern ihrer Jungen zuzusehen.
2022
Nach sechs Jahren war eine Reinigung der Kotbretter insbesondere bei den jährlich genutzten Nestern nötig. Dazu war wieder eine Hebebühne nötig. Zum Artikel im Höngger
"Naturspaziergang - Mehlschwalbenzählung". Gemeinsam mit den Teilnehmenden wurde gleichzeitig an den verschiedenen Standorten gezählt. Leider zeigten der verregnete Sommer 2021 und der Kälteeinbruch im Frühling 2022 Wirkung und es waren weniger Nester als üblich besetzt. Zum Bericht