Bartgeier

Bartgeier © Marcel Ruppen

Seit 2007 brüten die Bartgeier wieder in der Schweiz – auch dank der Stiftung Pro Bartgeier.

Wer ihm bei uns in den Alpen bereits begegnen durfte, weiss, der Bartgeier ist eine sehr imposante Gestalt. Mit seinen über 2.6 Metern Flügelspannweite ist er der grösste Brutvogel der Schweiz. Doch es ist noch gar nicht so lange her, seit der Bartgeier die Schweiz wieder besiedelt hat. Im 19. Jahrhundert wurde er stark bejagt und gezielt vergiftet, da man ihm andichtete, Nutztiere oder sogar Dorfkinder zu entreissen. So war ihm der Name «Lämmergeier» geläufig. Als Aasfresser jedoch, der vor allem Knochen als Nahrungsmittel nutzt, nimmt er mit der Entsorgung von Kadavern eine wichtige Funktion ein und hält so damit verbundene Krankheiten in Schach. In Indien brach schon eine Tollwut Epidemie aus wegen fehlender Geier. An ihrer Stelle frassen streunende Hunde die liegengebliebenen Kadaver, steckten sich mit dem Virus an und verbreiteten die Krankheit weiter.
In der Schweiz wurde vor rund 30 Jahren der erste Bartgeier ausgewildert. Es dauerte 16 Jahre, bis die erste Brut in freier Natur stattfand. Das Engagement hat sich gelohnt! Heute brüten circa 27 Paare in den Schweizer Alpen. Im Rahmen des Schwerpunktthemas «Greifvögel» unterstützten die Mitglieder des NVV an der diesjährigen Generalversammlung den Antrag einer Spende mit Namenspatenschaft an die Stiftung Pro Bartgeier. Die Stiftung ist federführend in der Aufzucht und Auswilderung von Bartgeiern und engagiert sich darüber hinaus für die Anliegen dieser Greifvögel.
Eine Wiederansiedlung ist nicht ohne Tücken. Bartgeier sind langlebig, in freier Wildbahn werden sie gerne über 30 Jahre alt, und es dauert entsprechend lange, bis sie geschlechtsreif sind und selbst Nachwuchs aufziehen. Mit 5 Jahren beginnt ihr Gefieder die Farben des Erwachsenen anzunehmen. Sie nutzen eisenoxidhaltige Pfützen, um ihr Brustgefieder rostorange einzufärben. Die jungen Erwachsenen gehen auf Ausschau nach einem geeigneten Brutplatz und Partner, mit dem sie ein Leben lang zusammenbleiben werden. Nach geglückter Suche wird im Herbst mit dem Bau des Horstes begonnen. Eine erfolgreiche Brut ist nicht immer ein einfaches Unterfangen. Die zwei Eier, welche sie noch im Winter legen, werden fast zwei Monate lang bebrütet, bis die Kleinen schlüpfen. Das zweite Ei dient nur als Reserve, falls das erste nicht reifen sollte, denn in der Natur hat nur ein Küken die Chance, flügge zu werden. Der Zeitpunkt des Schlüpfens ist ideal eingerichtet, damit für das Junge Ende Winter möglichst viel Nahrung vorhanden ist. Es ist der Moment, in dem die Wildopfer, welche die kräftezehrende kalte Jahreszeit nicht überstanden habe, langsam von ihrer Schneedecke befreit werden. Ab jetzt dauert es weitere dreieinhalb Monate der intensiven Befütterung, bis der Bartgeiernachwuchs kräftig genug ist, die ersten Flugversuche zu wagen.

Steckbrief

Merkmale
Adulte mit rostorange gefärbter Brust und typischem, schwarzen Bart. Jungtiere (bis 4-5 J.) mit dunklem Gefieder.

Silhouette: breite Flügel; keilförmiger, langgezogener Schwanz.

Gesang/Ruf
selten zu hören; bei der Balz schrille oder trillernde Töne

Zugverhalten
Standvogel mit sehr grossem Revier

Brutbiologie
1 – 2 Eier werden für 55 Tage ausgebrütet Ende Winter. Nach 110 Tagen verlässt das Junge erstmals das Nest. Danach folgen weitere 3 Wochen Betreuung.

Brutbestand Schweiz
27 Paare in den Bergregionen oberhalb der Baumgrenze

Vorkommen Höngg

Bartgeier adult © Marcel Ruppen